Sport ist gesund – daran besteht kein Zweifel. Regelmäßige Bewegung stärkt das Herz-Kreislauf-System, reguliert das Körpergewicht, verbessert die Stimmung und steigert das allgemeine Wohlbefinden. Doch wie bei vielen Dingen gilt auch hier: Zu viel des Guten kann schaden. Gerade unsere Knochen reagieren sensibel auf Überlastung. Thomas Wagner, Facharzt für Orthopädie und auf Sport- und Muskelverletzungen spezialisiert, erläutert welche Warnsignale der Körper sendet, wenn der Knochen überbeansprucht wird – und was in der Therapie zu beachten ist.
Knochen sind lebendiges Gewebe. Sie passen sich ständig wechselnden Anforderungen an, werden bei Belastung stärker und stabiler. Doch bei wiederholter oder übermäßiger Beanspruchung – etwa durch zu intensives Training oder zu kurze Regenerationsphasen – kann es zu Überlastungsreaktionen kommen. Erste Anzeichen davon können sein:
Besonders häufig betroffen sind die unteren Extremitäten – also der Bereich zwischen Becken und Sprunggelenk.
Das Schienbeinkantensyndrom (mediales tibiales Stress-Syndrom, auch bekannt als Shin Splints) zählt zu den häufigsten Überlastungsschäden bei Läuferinnen und Läufern. Es äußert sich durch Schmerzen an der hinteren, inneren Schienbeinkante, die mit Trainingsbeginn einsetzen und mit zunehmender Belastung zunehmen. Beim Pausieren verringern sie sich.
Weitere charakteristische Anzeichen:
Knochenmarködeme stellen eine weitere Form der Überlastungsreaktion dar. Dabei sammelt sich Flüssigkeit im Knochen, oft begleitet von mikroskopischen Frakturen. Diese sind zwar manchmal schmerzfrei, doch Druckschmerz oder Schwellungen können auf eine beginnende Schädigung hinweisen.
Kommt es zu einer fortschreitenden Schädigung, kann sich aus der Überlastung eine Stressfraktur entwickeln. Diese feinen Brüche entstehen nicht plötzlich, sondern schleichend durch wiederholte Belastung. Im Röntgenbild sind sie meist erst nach zwei bis vier Wochen als sogenannte Kallusbildung (reaktiver Knochenaufbau) zu erkennen. Mithilfe der Kernspintomographie lassen sich bereits früher Frakturareale und Knochenödeme sichtbar machen.
Studien deuten darauf hin, dass etwa 10 % aller Sportverletzungen auf Stressfrakturen zurückzuführen sind – mit vermutlich hoher Dunkelziffer.
Bei der Entstehung von Überlastungsschäden spielen viele Faktoren zusammen. Besonders häufig beobachtet werden:
Frauen sind insgesamt häufiger betroffen – etwa durch hormonelle Einflüsse infolge von vorliegenden Essstörungen oder in der Menopause, die den Knochenstoffwechsel negativ beeinflussen kann. Auch Kalzium- und Vitamin-D-Mangel spielen eine Rolle.
Die Therapie richtet sich nach Ort, Stadium und Zeitpunkt der Diagnose:
Das oberste Ziel bleibt, Überlastungen gar nicht erst entstehen zu lassen. Eine vorausschauende Trainingsplanung kann entscheidend dazu beitragen. Dazu gehören:
Was für den Körper gilt, gilt auch für den Knochen: Weniger Stress bringt langfristig mehr Freude – und mehr Stabilität.