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Wann eine Teilprothese sinnvoll ist

Operative Versorgung von einseitiger Kniearthrose und Knorpelschäden – ein Interview mit Dr. Gerolf Bergenthal

„Keine halben Sachen“ lautet eine Volksweisheit, wenn es darum geht, etwas richtig zu machen. Bei Knorpelschäden und einseitiger Arthrose im Knie hat sich die operative Versorgung mit einer Teilprothese, der sogenannten Schlittenprothese, bewährt. Dr. Gerolf Bergenthal, der die Operation seit vielen Jahren durchführt, klärt über ihre Vorteile auf.

  • Tritt das Krankheitsbild einer einseitigen Kniearthrose bzw. eines einseitigen Knorpelschadens im Knie häufig auf?

    Ja, meist beginnen die Beschwerden ohne vorherige Verletzungen am Knie. Nach und nach mehren sich die Probleme und die Patienten kommen schließlich zu uns in die Praxis z. B. mit Schwellungen und Ruhe- oder Belastungsschmerzen der Kniegelenke, die trotz Schonung und lokaler Salbenverbände keine Besserung erfahren.

Interview mit Dr. Gerolf Bergenthal - ortho sport
  • Was sind die ersten Maßnahmen, die Sie durchführen?

    Zunächst muss die Ursache der Beschwerden klar diagnostiziert werden. Nach dem Patientengespräch nehmen wir dazu erst eine klinische Untersuchung vor. Ergänzt wird diese um apparative Untersuchungen wie z. B. Ultraschall und Röntgen. Wenn das betroffenen Kniegelenk im Stehen aufgenommen wird, kann man bereits eine Verengung der Gelenkräume auf der betroffenen Seite erkennen. In diesem Fall benötigen wir eine Ganzbeinaufnahme und sogenannte Stressaufnahmen des Gelenks, um die Bänder und ihre Stabilität zu beurteilen.

  • Helfen bildgebende Verfahren bei der Entscheidung für oder gegen einen operativen Eingriff?

    Vor allem Röntgenaufnahmen. MRT-Bilder spielen eine eher untergeordnete Rolle. Die Erfahrung der Wissenschaft der letzten vier Jahrzehnte auf diesem Gebiet hat gezeigt, dass bestimmte Kriterien auf dem Röntgenbild erfüllt sein müssen, damit der Patient nach einer Operation mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit beschwerdefrei ist.

  • Wie sieht ein Operationsablauf aus?

    Mir persönlich ist es ein großes Anliegen, dass der Patient umfassend informiert wird, bevor er seinen Operationstermin von uns erhält. Sämtliche relevanten Informationen werden in unserer Praxis gesammelt und an die Klinik übermittelt. Die Aufnahme erfolgt dann einen Tag vor der geplanten Operation. Im Haus Ebern der Haßberg Kliniken, wo wir ein konsiliarärztliches Mandat wahrnehmen, werden rund 400 solcher Eingriffe jährlich vorgenommen. Die Operation dauert ca. 60 Minuten, und es wird in der Regel keine Drainage eingelegt. Nach der ersten Überwachung im Aufwachraum und dem Rücktransport auf die Station wird sofort nach der sogenannten Fast-Track-Chirurgie verfahren.

  • Was bedeutet das im Detail?

    Der Patient wird noch am Operationstag mit Unterarmgehstützen mobilisiert und beteiligt sich aktiv an der Nachbehandlung. Um das Knie am 1. Tag nach dem Eingriff schonend zu mobilisieren, wird eine Motorschiene eingesetzt. Das alles geschieht nahezu schmerzfrei und in der Regel ohne Nachblutungen, da bereits während der Operation ein lokales Narkosemittel sowie Medikamente gegen Nachblutungen ins Knie gespritzt werden.

Wann ist Teilprothese sinnvoll? - ortho sport | Coburg & Kronach
  • Wie lange bleiben die PatientInnen im Krankenhaus, und wie geht es anschließend weiter?

    Der stationäre Aufenthalt beträgt in der Regel 5 bis 7 Tage. Der Patient wird in dieser Zeit engmaschig von Ärzten und Pflegeteam betreut, und bei Bedarf bin ich als Operateur natürlich auch außerplanmäßig erreichbar. Während des stationären Aufenthalts kümmert sich der Sozialdienst um die weitere Behandlung. Für die Nachbehandlung stehen eine stationäre oder eine ambulante Reha zur Wahl, die nach ihrer Genehmigung von der Klinik organisiert wird. Der Patient verlässt das Haus schließlich mit den entsprechenden Reha-Terminen, und ich stehe ihm danach wieder in unserer Praxis zur Verfügung.

  • Zuweilen hört man von allergischen Reaktionen auf das Implantat oder gegen den Zement, der zur Fixierung eingesetzt wird. Was sollte man dazu wissen?

    Die Fachwelt in Deutschland ist sich einig: Allergien gegen das verwendete Implantat sind extrem selten. Wenn Bedenken bestehen, gibt es alternativ keramikbeschichtete Implantate, die auch ohne Aufpreis eingesetzt werden können, sofern die Notwendigkeit dafür dargelegt werden kann. Das Gleiche gilt für Zementallergien. Die sogenannte Oxford-Schlittenprothese ist als unzementierte Variante verfügbar. Vor allem bei jüngeren Patienten setze ich sie gerne ein.

  • Wo liegen die Vorteile einer minimalinvasiven Versorgung gegenüber denen einer totalen Knieprothese?

    Generell muss man dazu sagen: Die Versorgung mit einer Schlittenprothese ist nur bei ausgewählten Patienten mit streng einseitigen Arthrosen angezeigt. In diesen Einzelfällen belegt die Statistik einen geringeren Blutverlust, kürzere Operationszeiten und eine schnellere Mobilisierung im Vergleich zur Vollprothese. Wir kalkulieren heute mit einer Haltbarkeit des Implantats von über 20 Jahren. In der Regel ist der Behandlungs- und Heilverlauf beim Einsatz von Teilprothesen so positiv, dass viele Patienten vom „forgotten knee“ berichten. Dem „vergessenen Kniegelenk“, das aufgrund seiner Beschwerdefreiheit den Eingriff tatsächlich vergessen lässt!